Das Peter-Ulrich-Haus in Pirna – Deutschlands ältestes Baumeisterhaus

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Dieses Haus ist etwas ganz Besonderes: Nicht nur ein über 500 Jahre altes Baudenkmal, in dem Theater gespielt wird, sondern gleichzeitig ein dem Baumeister Peter Ulrich gewidmetes Museum – entstanden in dessen eigenem Wohnhaus, das man heute mit Ausstellungen und Führungen erleben kann.

Kaminzimmer; Foto: Siegfried Michael Wagner

Wer war Peter Ulrich?

Peter Ulrich stand als Landesbaumeister im Dienste des Herzogs von Sachsen. Er kam 1502 nach Pirna, um hier die St. Marienkirche zu erbauen. Ulrich ließ sich in Pirna nieder und baute sich hier am Markt das repräsentative Domizil eines wohlhabenden Bürgers.

Pirna im Morgennebel; Foto: Michael Geisler/flickr

Pirna bei Dresden

Sie werden sich verlieben, wenn sie nicht schon jetzt von der Schönen schwärmen. Pirna heißt sie, eine echte Perle. Klein, aber fein. Und vor allem führen alle Wege zu ihr. Die Umgebung der Stadt lockt Touristen aus aller Welt.

Neue Ausstellung »Wandergefährten«

Ein Reiseführer von 1794 und Tom Pauls’ Grafiksammlung zur Sächsischen Schweiz — Ausstellungseröffnung am 27. Januar 2024, im Jubiläumsjahr von Caspar David Friedrich

Tom Pauls liebt die Sächsische Schweiz und das Wandern. Sein Theater hat er in Pirna, dem Tor zu dieser Landschaft, gegründet, sein Zweitwohnsitz liegt dort oberhalb von Rathen. Die Gegend brachte und bringt ihm viele bildende Künstler nahe – besonders die Romantiker wie Adrian Zingg und dessen Kreis, Carl August Richter und dessen Sohn Ludwig, Batty, Hammer, Wizani … Schon vor langer Zeit begann der Schauspieler, deren Arbeiten zu sammeln.

Ein sehr früher Reiseführer durch die Sächsische Schweiz von 1794 gelangte in diese Sammlung. Dessen Autor Karl August Engelhardt wusste die Gegend anhand eine zehntägigen Wanderreise lebendig zu beschreiben. Der Illustrator Johann Philipp Veith, ein Zingg-Schüler, schuf dazu Kupferstiche von hervorragender Qualität. Er wohnte Tür an Tür mit Caspar David Friedrich. Man muss sich gekannt haben. Veith setzte später auch Friedrich-Werke in Kupferstiche um. Bei der ebenfalls im Tom-Pauls-Theater beheimateten Ilse-Bähnert-Stiftung entstand aus dieser Materialmelange die Idee, die Besucher in einer Ausstellung die Reiseroute von Engelhardt und Veith nacherleben zu lassen und sie gleichzeitig in die Zeit des jungen Caspar David Friedrich zu versetzen, der 1798 nach dem Studium in Kopenhagen nach Dresden kam und hier auch die Sächsische Schweiz zu zeichnen begann.

Sonderführungen durch die Ausstellung im März:

Mittwoch, 6. März, 14 Uhr · Sonnabend, 9. März, 14 Uhr
Sonnabend, 16. März, 16 Uhr · Sonnabend, 23. März, 16 Uhr

Anmeldungen bitte unter bestellung@tom-pauls-theater.de oder telefonisch 03501 5850267.

Impressionen der Ausstellungseröffnung

Die Ausstellung wurde am 27. Januar 2024 feierlich eröffnet.

Am 5. September wird der 250. Geburtstag des wohl berühmtesten Romantikers begangen, Friedrich ist mal wieder in aller Munde mit Ausstellungen in mehreren Städten – Hamburg, Greifswald, Berlin, Schweinfurt und Dresden. Tom Pauls will mit der Expositon »Wandergefährten« aus dem regionalen Blickwinkel mit viel Naturliebe und Zeitkolorit etwas beitragen.

Die Ausstellung ist während der Vorstellungen (im Kartenpreis inklusive) und zu Führungen (zum Preis von 5 Euro pro Person) geöffnet.

»Wandergefährte« Tom Pauls, Foto: Robert Jentzsch

Wie mich das Wandern heilt

Tom Pauls sagt selbst über das Wandern: »Ich komme in der wechselnden Umgebung des Gebirges auf völlig andere Gedanken als am Schreibtisch. Diese zauberhafte, manchmal auch dunkle und düstere Landschaft ist ein Spiegel unserer Seele – mit hohen, freien, teils auch gefährlichen Gipfeln und wunderbaren Ausblicken. Dann die dunklen Gründe und Schluchten, scheinbar ohne Ausweg….

Hier bin ich auf mich gestellt, an vielen Orten noch ganz ohne Netz und doppelten Boden wie vor Jahrhunderten. »Fürchterlich schön« nannte dies der Vor-Romantiker Karl August Engelhardt. Das Zauberhafte an diesem Gebirge ist, dass sich ständig die Perspek tiven ändern … Und immer drin in der Nase, wie der Sachse sagt: ›de würzsche Waldluft‹.

All dies hält Körper und Geist auf Trab und gibt der Seele Kraft.« So fühlen sich der Schauspieler wie auch die Macher der Ausstellung heute als »Wandergefährten« der Romantiker.

J. P. Veith, »Pirna mit Sonnenstein«, 1794

Viele Bilder und ein Grab

Das Tom Pauls Theater in Pirna zeigt rund 60 Grafiken und bringt uns Orte wie Krippen nahe, an denen Friedrich weilte. Die Ilse-Bähnert-Stiftung kümmerte sich außerdem um dessen Grab auf dem Trinitatis-Friedhof. Die sanierte Grabinschrift, eine solide Bank und eine frisch gepflanzte Eiche zeugen vom Engagement der Freunde Caspar David Friedrichs.

Das Modell eines Grabdenkmals ist in der Pirnaer Ausstellung ebenfalls zu bewundern. Friedrichs Quartier im Loschwitzgrund, wo er 1803 Sommergast gewesen sein soll, ist übrigens noch nicht genau lokalisiert.


Ein Haus erzählt – die Ausstellung

Die Ausstellung im Peter-Ulrich-Haus erstreckt sich mit zahlreichen Reproduktionen, Bild- und Texttafeln über drei Etagen. Anhand von Beispielen aus der zeitgnössischen Kunst wird die damalige Wohnatmosphäre erlebbar. Wertvolle Funde aus dem Haus, u. a. neun böhmische Ofenkacheln mit Goldglimmer, werden als Dauerleihgabe des Sächsischen Landesamtes für Archäologie in Vitrinen präsentiert. Auch den vielfältigen Nutzungsformen und Bewohnern des Hauses über die Jahrhunderte wird Aufmerksamkeit gewidmet.

Die Gestaltung der Ausstellung fügt sich harmonisch in die sanierten Räume ein – das Gebäude bleibt der Hauptdarsteller.


Zu erleben für Theaterbesucher oder im Rahmen einer Führung

Unsere Führungen machen Sie mit dem Leben und Wirken von Peter Ulrich bekannt: Erleben Sie in Bildern, Texten und an Fundstücken über drei Etagen 500-jährige sächsische Architekturgeschichte. Die Ausstellung ist geöffnet für Besucher der Theater­vor­stellungen und im Rahmen von Führungen.


Öffentliche Führungen
und Führung mit Genuss

  • mittwochs und/oder samstags, jeweils auf Anfrage (ab einer Gesamtteilnehmerzahl von mind. 6 Pers.)
  • Beginn: 14 und/oder 16 Uhr
  • Dauer: ca. eine Stunde
  • Preis: 5 Euro pro Person (nur Führung) / 15 Euro pro Person (Führung mit Genuss)

Individuelle Führungstermine (ab 10 Personen) und Gruppenpreise auf Anfrage

Anmeldungen und Anfragen

Telefon: 03501 5850 267
E-Mail: bestellung@tom-pauls-theater-pirna.de

Tipp: »Führung mit Genuss«

Nachdem Sie Ihren Wissensdurst gestillt haben, erwartet Sie in Ilses Kaffeestube ein dampfendes »Schälchn Heeßer« und ein besonders fluffiges Stück der berühmten sächsischen Eierschecke. Unsere »Führung mit Genuss« bieten wir für 15 Euro pro Person an (Anmeldung erforderlich!)


Bis Ende 2023 im Kabinett – Lene Voigt

Ein kleiner Raum im 1. Obergeschoss des Peter-Ulrich-Hauses steht für Wechselausstellungen zur Verfügung. Die zweite Kabinettausstellung zeigt Bilder, Texte und Zeugnisse aus dem Leben der sächsischen Dichterin Lene Voigt. Tom Pauls verdankt der Schriftstellerin Lene Voigt seine beliebteste Figur: Die renitente sächsische Rentnerin Ilse Bähnert.

Doch wer war Lene Voigt, die einerseits heitere Gedichte und Geschichten schrieb und andererseits unter Wahnvorstellungen litt? Ihr Werk spiegelt ein Jahrhundertleben in Sachsen zwischen Kaiserreich, Nazidiktatur und DDR-Alltag wider.

Ausstellung »Meine Lene« im Peter-Ulrich-Haus Foto: Daniel Förster

Der Schauspieler begab sich gemeinsam mit dem Autor Dr. Peter Ufer auf ihren Lebensweg und legte eine Hommage an die große Dichterin in Buchform vor.

Als Ergänzung zum Buch werden in der Kabinett-Ausstellung in bisher einmaliger Fülle über 30 Fotos, Dokumente und seltene Originalausgaben vorgestellt. In einer Szenerie, die an die möblierten Zimmer der Dichterin zu deren Leipziger Zeit erinnert, ist Tom Pauls auch mit persönlichen Gedichtvorträgen zu hören. Schautafeln berichten über das tragische Schicksal der Dichterin. Ein Werkverzeichnis und zahlreiche Leseproben zeugen von ihrem unerschütterlichen Humor:

Es ist kein Dasein so arm, daß es nicht doch noch eine Freudenmöglichkeit bereithielte. Wir sehen sie nur mitunter nicht gleich. Die Augen müssen erst vom vielen Weinen wieder ein wenig blank geworden sein.

Lene Voigt

Die Ausstellung ist geöffnet während der Veranstaltungen im Tom Pauls Theater und im Rahmen von Führungen.


Preisgekrönte Sanierung

1. Preis für Tom Pauls!

Bereits von außen, vom Untermarkt aus, erlebt man mit der heutigen Fassade mit dunkelgrauem Rauputz, glatt geputzten Quadern und Faschen sowie roten Fenstergewänden die rekonstruierte Gestaltung um 1550. Durch das fünffach gestaffelte Kiel­bogenportal Peter Ulrichs von 1506 betreten Sie das älteste Baumeisterhaus Deutschlands, ein einzigartiges Denkmal der Spätgotik. Entworfen und erbaut vor über 500 Jahren von Peter Ulrich, dem Meister von Pirna. Liebevoll saniert erwachte es 2011 zu einem neuen »Theater-Leben«.

Tom Pauls wurde für die »vorbildliche Vorgehensweise bei der Umnutzung und Restaurierung« mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet.


Rundgang