Die Kaffee-Sachsen und ihr Sachsen-Kaffee

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Zum Sachsen gehört der Kaffee wie zum Berliner die Berliner Weiße und die Currywurst und zum Bayern Weißwurst und Weißbier. Doch es gibt weder einen Bierbayern noch einen Schnapspreußen. Auch ein Weinsaarländer existiert nicht, ein Grogfriese schon gar nicht und vom Suppenschwaben will keiner was hören. Nur der Sachse verbindet seinen Namen voller Stolz mit seinem Nationalgetränk und heißt deshalb in aller Welt: Der Kaffee-Sachse.

Der Kaffee-Sachse

Melitta Benz

Schön sieße muss er sein, der Kaffee, und dann sitzt der Sachse mit den andern Sachsen gemütlich zusammen. Auch wenn es ihnen noch so schlecht geht, auf Kaffee wird nie verzichtet, denn er belebt die Sinne und die Geister.

Die Sachsen besitzen die älteste deutsche Kaffee-Kultur, denn hier gab es das erste öffentliche Kaffeehaus, das heute noch besucht werden kann, den Kaffee-Baum in Leipzig. Dort befindet sich auch das einzige Kaffee-Museum in ganz Deutschland. Die Sachsen erließen 1697 die erste deutsche »Kaffeehaus-Ordnung«.

Zudem erfand Melitta Benz in Dresden 1908 den Kaffee-Filter, ein bis heute unverzichtbares Utensil für besten Kaffee-Genuss. Und das schönste Kaffee-Geschirr formten sich die Sachsen zu ihrem Kaffee gleich selbst noch dazu, das gute Meissener, das erste Porzellan Europas.

Und der großer deutsche Komponist Johann Sebastian Bach verfasste die Kaffee-Kantate, die 1734 im Zimmermannschen Kaffeehaus in Leipzig uraufgeführt wurde. Jeder kennt die Arie »Ei! wie schmeckt der Coffee süße«.


Der Sachsen-Kaffee

Johann-Sebastian Bach

Das Schälchen mit dem Heeßen kam auf Umwegen nach Sachsen hergeschwappt. Denn vom Arabischen qahwa ging es zum Türkischen kahve weiter zum Italienischen caffé bis aus dem Französichen café der sächsische Gaffee wurde.

Sprachlich gibt es, genau wie bei der Qualität des Heißgetränks, große Unterschiede. Höchste Qualität drückt nur das Wort Gaffee oder besser Bohnengaffee aus Das ist keinesfalls heißes Wasser mit ganzen Bohnen, sondern Kaffee, der tatsächlich aus frisch gemahlenen Bohnen gebrüht wurde. Ohne frisch gemahlene Bohne geht es mit der Qualität abwärts.

Da der Kaffee ursprünglich sehr teuer war, konnten sich nur gut situierte Bürger und Aristokraten das aromatische Getränk leisten. Die armen Sachsen wussten sich aber zu helfen und erfanden Muckefuck, Malzkaffee oder Zichorie. Muckefuck kommt aus dem Französischen: Mocca faux, falscher Mokka.

Der Sachse macht sich nicht die Bohne aus bohnenlosen Kaffee und trankt deshalb zur Not oder um sein Herz zu schonen Bliemchengaffee. Der war so dünn, dass man auf dem Boden der Meissener Tasse das dort gemalte Blühmchen sehen konnte. War er noch dünner, so hieß das Schälchen mit dem Heeßen Schwerterkaffee, denn man konnte die Schwerter auf der Unterseite der Tasse sehen, noch viel unglaublich dünner ist der Doppelschwerter-Kaffee, weil man die Schwerter auf der Unterseite der Untertasse und der Unterseite der Tasse sehen kann.

Mies und dünn ist die Lohrge, auch Lurge, die sich etymologisch vom Lateinischen lora und dem Althochdeutschen lura herleitet, was auf ein äußerst laues, lausiges Getränk hindeutet. Noch schlimmer schmeckt der Lahdsch, der aus der Sprache der Zigeuner stammt, latscha, die Brühe. Daher auch dieser Begriff. Geradezu ungenießbar sind Blämbe und Blärre.