Peter Ulrich stand als Landesbaumeister im Dienste des Herzogs von Sachsen. Er kam 1502 nach Pirna, um hier die St. Marienkirche zu erbauen, ein bedeutendes sächsisches Beispiel deutscher Spätgotik von europäischem Rang. Ulrich ließ sich in Pirna nieder und baute sich hier am Markt das repräsentative Domizil eines wohlhabenden Bürgers.
Überlieferungen nennen ihn als Meister Peter Ulrich der Steinmetz und – zu Beginn seiner Dresdner Tätigkeit – als Peter von Heilbronn. Geboren wurde er vermutlich um 1440 in Heilbronn. Gemeinsam mit anderen schwäbischen Steinmetzen zog man ihn wohl zum Bau der Meißner Albrechtsburg heran. Sichere Belege für diese Lebensdaten gibt es jedoch nicht.
Als gesichert kann dagegen seine Berufung 1478 zum herzoglichen Werkmeister auf Lebenszeit durch Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht gelten. In der Folgezeit nahm er Bauaufgaben in Dresden wahr. 1503 tauchte sein Name erstmals in einer Kämmereirechnung der Stadt Pirna auf, die auf Ulrichs Tätigkeit als Kirchenbaumeister hinweist.

1503 kaufte er von Paul Nack für 100 meißnische Gulden ein baufälliges Haus in einer Zeile aus Krämerläden zwischen Markt und Kirche – das heutige Peter-Ulrich-Haus. Ulrich wohnte bereits in Pirna zur Miete. Er erstellte die grundlegenden Pläne für die Umfassungsmauern und Gewölbe der spätgotischen Hallenkirche St. Marien, deren Bau er 1502 begann und bis zu seinem Tode 1514 leitete.

Ab 1507/1508 übernahm er außerdem den Bau der St. Annenkirche in Annaberg. Neben dieser Haupttätigkeit als Kirchenbaumeister hatte er als Landesbaumeister immer wieder weitere Bauaufgaben zu erfüllen. So überwachte er 1509 – 1511 die Beseitigung von Eisschäden an der Dresdner Elbbrücke und plante 1512 die Sanierung von Schäden am Görlitzer Rathausturm.
Ulrichs große Kirchenbauten waren beide zu seinem Tode noch unvollendet.
Historische Ansichten des Peter-Ulrich-Hauses am Markt
Bauforschung führte zur originalen Fassade Peter Ulrichs und zum Fund des Festsaals
Der Bauforscher Dirk Böhme wertete historische Materialien aus, nahm konstruktive Details auf und dokumentierte den Ist-Zustandes des Gebäudes. Ähnlich wie Archäologen untersuchte er die zeitlichen Schichten des Baudenkmals. Er untersuchte das Mauerwerk, die Holzkonstruktionen, verglich verwendete Setzmörtel, Putze und Farbfassungen, was die Zuordnung aller Teile des Hauses zu den verschiedenen Bauphasen ermöglichte. Auf der Basis von komplexen Raumbüchern und Baualtersplänen entstand die Restaurierungs- und Sanierungskonzeption.

Vertiefende und baubegleitende Untersuchungen ermöglichten eine Rekonstruktion der Innenräume zur Zeit Ulrichs. Die Fassade am Markt, ein spätgotisches Meisterwerk, ist bis auf die Ladeneingänge und die frühere Dachform original erhalten.

Einen detaillierten Baualtersplan der Fassade finden Sie im Buch »Deutschlands ältestes Baumeisterhaus.«
Der Festsaal-Fund
1999 fand der Bauforscher 1999 den Festsaal im zweiten Obergeschoss. Durch dendrochronologische Untersuchungen konnte er die Decken im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss noch der Bauphase Ulrichs um 1505–1508 zuordnen. Dies wurde der Ausgangspunkt für die Planungen eines Theatersaals und der Rückführung wesentlicher Raumstrukturen in den Zustand um 1508.
Wesentliche Details späterer Umbauten, wie etwa die Schwarzküchen oder die Ausmalung eines Raumes um 1771 wurden erhalten.
Kabinettaustellung zur Sanierung
Eine erste Kabinettausstellung war der Sanierung des Hauses gewidmet.
Eine Ausstellung der Ilse-Bähnert-Stiftung
- Konzeption: Dirk Böhme, Holger Friebel
- Redaktion: Dr. Peter Ufer
- Gestaltung: Holger Friebel
- Satz/Reprografie: FRIEBEL Werbeagentur und Verlag, Dresden
- Fotos/Grafiken: Dirk Böhme, Büro für Bauuntersuchung und Restaurierung (wenn nicht anders bezeichnet)
Mit freundlicher Unterstützung durch
- Stadtmuseum Pirna
- Städtische Galerie Dresden – Kunstsammlung
- Sächsisches Landesamt für Archäologie
- Staatliche Kunstsammlungen Dresden – Kupferstichkabinett
Impressionen zur Sanierung

Das Peter-Ulrich-Haus während der Sanierung 
Das Peter-Ulrich-Haus nach der Sanierung 
Der Keller während der Bauforschung 
Der sanierte Keller 
Kaffeestube während der Bauarbeiten 
Die Kaffeestube mit restaurierter Decke 
Die Treppe im ersten Obergeschoss zum Start der Sanierung 
Die originalgetreu wieder hergestellte Treppe im 1. Obergeschoss 
Der Peter-Ulrich-Saal im 1. Obergeschoss während der Bauarbeiten 
Der »Peter-Ulrich-Saal« nach der Sanierung 
Die »Schwarzküche« während der Bauarbeiten 
Die restaurierte »Schwarzküche« 
Das »Oberstübchen« während der Bauarbeiten 
Das sanierte »Oberstübchen« 
Das Kaminzimmer während der Sanierung 
Das wiederhergerichtete Kaminzimmer 
Wandmalerei-Fund während der Bauforschung 
Der Nachwelt erhalten geblieben: Wandmalereien 
Treppe im 2. Obergeschoss während der Sanierung 
Wieder hergestellt: Die Treppe im 2. Obergeschoss 
Theatersaal während der Sanierung 
Theatersaal kurz vor der feierlichen Eröffnung 
Das Dachgeschoss während der Bauarbeiten 
Das sanierte Dachgeschoss
Peter Ulrich – das Buch
Die reich bebilderte Dokumentation beschreibt neben der Geschichte des Hauses und seines Erbauers das große Abenteuer seiner Rettung. Tom Pauls erwarb 2008 das verfallene historische Domizil und ließ es in nur zwei Jahren von sächsischen Handwerkern im Stil des Baumeisters rekonstruieren.

Verfasst haben das Buch der Schauspieler Tom Pauls, der Autor Peter Ufer und der Bauforscher Dirk Böhme. Ihm gelang es in jahrelanger Recherche, erstmals das Leben des Baumeister Peter Ulrich, über den bisher wenig bekannt war, nachvollziehbar zu erklären. Konzipiert wurde das Buch von dem Dresdner Gestalter Holger Friebel.
Es kostet 19,99 Euro. Sie können es bei uns im Theaterlädchen erwerben oder online in unserem Shop bestellen.





